Liefern statt Lärmen – Was ich von einem portugiesischen Team gelernt habe
Inmitten einer komplexen Airline-Restrukturierung zeigt ein portugiesisches Team, was operative Exzellenz wirklich bedeutet: Verantwortung, Klarheit, Haltung – ohne Show, aber mit Wirkung.

Internationale Zusammenarbeit zeigt oft ihr wahres Gesicht in Krisenzeiten.
Wenn der Druck steigt, die Ressourcen knapper werden und der Spielraum schrumpft, kommt es nicht mehr auf Strategiepräsentationen oder Visionspapiere an. Dann zeigt sich: Wer übernimmt wirklich Verantwortung? Wer führt – auch ohne große Bühne?
Ich durfte genau das in einem Projekt erleben, das mich bis heute prägt. Der Kontext: ein Premium-Flugbetrieb in der Krise. Die Held:innen: ein portugiesisches Team, das nicht laut war, aber verlässlich. Kein großes Theater – dafür ruhige Exzellenz im Alltag.
Kontext: Ein Premium-Anbieter im Sinkflug
Das Unternehmen, um das es ging, war kein gewöhnlicher Carrier. Kein Low-Cost-Modell, keine Massenabfertigung. Sondern:
✔ maßgeschneiderte Langstreckenverbindungen
✔ exzellenter Bordservice
✔ internationale Klientel
✔ und ein Markenversprechen, das sich nicht über Preise, sondern über Qualität definierte.
Ein Geschäftsreiseprodukt für Kund:innen, die Verlässlichkeit, Komfort und Diskretion schätzen. Doch gerade diese hohen Ansprüche wurden dem Unternehmen zum Problem.
Der Druck kam von mehreren Seiten:
- Kostensteigerungen durch Energiepreise und geopolitische Unsicherheiten
- Regulatorische Anforderungen in einem hochkontrollierten Markt
- Altlasten aus der Zeit vor der Neuausrichtung
- und eine zunehmende Unsicherheit in der Eigentümerstruktur
Die Situation war angespannt. Klar war: Eine Restrukturierung war nicht nur notwendig, sondern unvermeidlich.
Besondere Herausforderung: Sanieren unter laufendem Flugbetrieb
Sanierungen sind nie einfach – aber diese war besonders sensibel. Denn:
- Der Flugbetrieb durfte nicht stillstehen. Jeder Tag Verzögerung bedeutete Kundenverlust.
- Das Geschäftsmodell beruhte auf Vertrauen. Gerade Premiumkundschaft verzeiht wenig.
- Die Eigentümer erwarteten Resultate. Schnell, effektiv, diskret.
- Die Regulierung war allgegenwärtig. Jede Entscheidung musste abgestimmt, dokumentiert und genehmigt werden.
Und vor allem: Es gab keine zweite Chance. Kein Testlauf. Kein Sicherheitsnetz.
Der Moment der Wahrheit: Ein portugiesisches Team übernimmt
In dieser Situation übernahm ein portugiesisches Team die operative Steuerung. Nicht aus Symbolik. Nicht, weil gerade ein kulturelles Experiment geplant war. Sondern, weil sie bereit – und fähig – waren.
Sie übernahmen:
- die Leitung des operativen Tagesgeschäfts,
- die administrative und personelle Steuerung,
- das Schnittstellenmanagement zu Behörden und Politik,
- die Sicherstellung eines stabilen Flugbetriebs – unter Restrukturierungsauflagen.
Ich selbst war als Mit-Eigentümer involviert – mit Abstand zur täglichen Linie, aber nah genug, um Entwicklungen genau zu verfolgen. Und was ich sah, war bemerkenswert.
Keine Bühne. Keine Show. Nur Führung.
Während in anderen Projekten hektisch Memos verfasst und politische Narrative gestrickt werden, arbeitete dieses Team fast stoisch. Keine Selbstinszenierung. Kein Lautstärke-Marketing. Kein Krisentheater.
Stattdessen:
🔹 ruhige, klare Steuerung
🔹 transparente Kommunikation – auch unter Druck
🔹 ein beeindruckendes Durchhaltevermögen
🔹 und: sichtbare Eigenverantwortung auf allen Ebenen
Was mich besonders berührt hat: Diese Haltung war nicht an Titel gebunden. Es war nicht nur der oder die Projektverantwortliche, die Führung zeigte. Auch in den mittleren Ebenen, in der Administration, im Tagesgeschäft – überall spürte man: Diese Menschen fühlten sich zuständig.
Drei Lehren, die mich bis heute begleiten
Ich habe seitdem viele Restrukturierungen begleitet, auch in sehr komplexen Umfeldern. Aber dieses Projekt war ein stiller Wendepunkt für mich. Warum? Weil es mir drei zentrale Leadership-Prinzipien eindrucksvoll vor Augen geführt hat:
1. Effizienz ohne Eitelkeit
Viele Teams suchen Sichtbarkeit durch Lautstärke. Sie wollen auf der richtigen Seite der Macht erscheinen. Dieses Team tat das Gegenteil.
👉 Es lieferte. Still, aber effektiv.
👉 Es verließ sich auf Substanz, nicht auf Symbolik.
👉 Es arbeitete für die Sache – nicht für den Applaus.
Gerade in angespannten Situationen ist das eine Qualität, die nicht nur entlastet, sondern Vertrauen schafft. Auch auf Beraterseite.
2. Verantwortung als Haltung – nicht als Titel
Was in diesem Projekt deutlich wurde: Verantwortung war kein Delegationsobjekt. Sie wurde gelebt.
- Fehler wurden offen angesprochen.
- Lösungen wurden gemeinsam erarbeitet.
- Die operative Linie war nicht Befehlsempfänger, sondern Mitgestalterin.
Ich habe selten erlebt, dass ein ganzes Team – unabhängig von Hierarchie oder Status – so geschlossen Verantwortung übernommen hat. Und zwar nicht nur im Reporting, sondern spürbar im Tun.
3. Kulturelle Souveränität ohne Überheblichkeit
Viele Teammitglieder sprachen mehrere Sprachen und hatten internationale Erfahrung. Aber sie nutzten das nicht zur Abgrenzung – sondern zur Vermittlung.
👉 Kein „Wir wissen es besser“
👉 Sondern: „Wir verstehen verschiedene Perspektiven – und finden einen gemeinsamen Weg.“
Diese Mischung aus Fachlichkeit, Pragmatismus und Bescheidenheit war nicht nur effektiv – sie war auch sympathisch. Und genau das hat das Vertrauen anderer Stakeholder – auch der internationalen – massiv gestärkt.
Was bleibt: Eine stille Lektion in Leadership
Rückblickend war dieses Projekt kein Medienereignis. Kein Award-Gewinner. Keine Pressekonferenz hat es begleitet.
Und doch: Für mich war es ein leiser Meilenstein.
Weil es gezeigt hat, was operative Exzellenz wirklich bedeutet:
- Keine Show.
- Keine Machtspiele.
- Keine Selbstdarstellung.
Sondern: Klarheit. Haltung. Ausdauer.
In einer Branche, in der „Leadership“ oft mit Lautstärke verwechselt wird, war dieses Team das Gegenteil. Und gerade deshalb: Vorbildlich.
Ein persönlicher Dank
Ich möchte mich – stellvertretend für viele – bedanken bei:
António Gomes de Menezes, José Carlos Coelho, João Ribeiro, Joana Inês Correia, Beatriz Borges, Pedro Ribeiro dos Santos, David C., Pedro Caneira, Ana Rolo und Cristina Pinto
Ihr habt mich beeindruckt. Nicht durch Worte, sondern durch eure Haltung. Durch Souveränität, Fachwissen und eine Klarheit, wie man sie selten erlebt. Mit euch zu arbeiten, war eine stille Lektion – und eine, die bleibt.
Was wir daraus lernen können – auch jenseits der Luftfahrt
Portugal ist in internationalen Projektstrukturen nicht immer das erste Land, an das man denkt. Und das ist ein Fehler.
Denn dieses Projekt hat gezeigt:
Portugiesische Teams bringen oft eine Kombination mit, die in komplexen Projekten Gold wert ist:
- interkulturelle Kompetenz
- operative Belastbarkeit
- stabile Entscheidungsfähigkeit
- und: eine leise, aber tief verankerte Verantwortungskultur
Gerade in Private-Equity-Kontexten, bei internationalen Rollouts oder Sanierungsmandaten lohnt es sich, nicht auf die lautesten Stimmen zu hören. Sondern auf die verlässlichsten.
Für alle, die gerade führen (müssen)
Wenn du selbst gerade ein Team führst – in der Restrukturierung, im internationalen Kontext oder unter hohem Druck – dann frag dich:
- Muss ich wirklich mehr sagen – oder mehr tun?
- Muss ich führen – oder Raum für Verantwortung schaffen?
- Muss ich glänzen – oder Vertrauen ermöglichen?
Leadership zeigt sich nicht, wenn alles glattläuft. Sondern wenn es eng wird. Und genau dann braucht es oft keine Helden – sondern Menschen wie dieses portugiesische Team: ruhig, wach, verlässlich.
Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen: www.vonbismarck-x.com