Sanierungsfähig – oder nur noch formal am Leben?

Viele IDW S6-Gutachten bleiben wirkungslos, weil sie nur formal korrekt, aber nicht führbar sind. Ich zeige, wie tragfähige Konzepte entstehen – strategisch klar, operativ greifbar, bankentauglich.

Sanierungsfähig – oder nur noch formal am Leben?
Sven von Bismarck

Wie der IDW S6 Klarheit bringt, wenn Verantwortung zählt und weiter so keine Option ist.

Unternehmenskrisen kommen selten mit Vorwarnung. Oft beginnt es mit einem Liquiditätsengpass, Umsatzrückgang oder dem schleichenden Verlust von Vertrauen – bei Kunden, Mitarbeitern, Banken. Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem klar wird: So wie bisher geht es nicht weiter. Die Zahlen stimmen nicht mehr. Die Perspektive fehlt. Die Finanzierung steht auf der Kippe.

In genau dieser Situation ist Orientierung gefragt. Banken wollen wissen, woran sie sind. Eigentümer suchen Halt. Und das Management braucht einen Plan, der trägt – operativ, strategisch, finanziell. Kein Wunschbild, kein Placebo, sondern ein Konzept, das Wirkung entfaltet.

Der IDW S6-Standard bietet dafür seit Jahren den fachlichen Rahmen. Doch der Rahmen allein reicht nicht. Entscheidend ist, wie man ihn füllt.

Was ist der IDW S6 – und wofür ist er gedacht?

Der IDW S6 ist ein vom Institut der Wirtschaftsprüfer entwickelter Standard für Sanierungskonzepte. Er legt dar, welche Anforderungen ein tragfähiger Sanierungsplan erfüllen muss, damit insbesondere Banken darauf ihre Kreditentscheidungen stützen können. Ziel ist, Transparenz zu schaffen: über die Ursachen der Krise, den Weg aus ihr heraus – und darüber, ob das Unternehmen sanierungsfähig ist.

Konkret verlangt ein IDW S6-Gutachten unter anderem:

  • eine fundierte Analyse der Unternehmenskrise, inkl. Ursachen und Entwicklung,
  • ein realistisch erreichbares Zielbild, das die Perspektive des sanierten Unternehmens beschreibt,
  • konkrete Maßnahmen mit Zeitplan und Verantwortlichkeiten,
  • eine integrierte Unternehmensplanung, die GuV, Bilanz und Cashflow abbildet,
  • eine nachvollziehbare Beurteilung der Sanierungsfähigkeit auf Basis klarer Kriterien.

Das klingt technisch – und ist es auch. Aber gerade in der Krise braucht es diesen strukturierten Blick. Denn ohne eine saubere Analyse, eine glaubwürdige Planung und verbindliche Maßnahmen droht jeder Sanierungsversuch zu scheitern – am Kapitalmarkt, an der Bank oder im operativen Alltag.

Warum viele Sanierungskonzepte trotzdem wirkungslos bleiben

In der Praxis zeigt sich jedoch: Ein formell korrektes IDW S6-Gutachten allein bringt oft wenig. Zu oft entsteht ein Dokument, das nur eine Funktion erfüllt: das Kreuz auf der Checkliste der Bank.

Typische Schwächen solcher „Formal-Sanierungen“:

  • Fehlende Einbindung des Führungsteams: Die operative Führung kennt das Konzept oft nicht oder fühlt sich nicht verantwortlich.
  • Abstrakte Maßnahmen ohne Priorität: Es bleibt unklar, wer was bis wann tun soll – und was passiert, wenn es nicht klappt.
  • Kommunikation nur für die Bank: Andere Stakeholder – Mitarbeiter, Lieferanten, Kunden – werden nicht abgeholt.

Die Folge: Umsetzungsstau, Vertrauensverlust, Zynismus. Sanierung auf dem Papier – aber nicht im Betrieb.

Mein Ansatz: strategisch, operativ und kommunikativ tragfähig

In meiner Arbeit mit mittelständischen Unternehmen, Banken, Investoren und Gesellschaftern verfolge ich einen anderen Ansatz. Für mich ist der IDW S6 kein Korsett – sondern ein Rahmen, den man unternehmerisch füllen muss. Mit Substanz, mit Führung, mit Realitätsnähe.

Drei Grundsätze prägen meine Arbeit:

1. Klarheit der Strategie

Jede Sanierung beginnt mit einer nüchternen Bestandsaufnahme: Was ist das Problem? Wo steht das Unternehmen wirklich – finanziell, strukturell, kulturell? Und: Worin liegt die Zukunft?

Ein IDW S6 muss diese Fragen beantworten – und ein Zielbild skizzieren, das erreichbar und sinnvoll ist. Nicht das Wunschbild des Gesellschafters, sondern ein wirtschaftlich tragfähiges Zukunftsszenario. Darauf aufbauend definiere ich den Weg: klare Maßnahmen, priorisiert, mit Verantwortlichkeiten.

2. Führbarkeit der Umsetzung

Ein Konzept ist nur dann etwas wert, wenn es auch gelebt wird. Deshalb achte ich darauf, dass die Maßnahmen im Alltag steuerbar sind. Das heißt: keine hochtrabenden Strategien ohne Rückhalt, sondern pragmatische, überprüfbare Schritte – abgestimmt mit dem Führungsteam.

Oft braucht es dabei auch unbequeme Wahrheiten: ein geändertes Geschäftsmodell, Personalmaßnahmen, Standortentscheidungen. Aber wenn sie klar begründet sind, entsteht Orientierung – und mit ihr die Bereitschaft zur Veränderung.

3. Bankentauglichkeit der Argumentation

Ein IDW S6 muss Vertrauen schaffen – besonders bei Banken. Dafür braucht es eine stringente Argumentation, belastbare Zahlen, und ein plausibles Maßnahmenpaket. Ich kenne die Sprache der Kreditentscheider und weiß, worauf sie achten.

Gleichzeitig weiß ich auch: Ein guter Bankbericht ist nicht automatisch ein gutes Führungsinstrument. Deshalb übersetze ich komplexe Inhalte so, dass sie intern verstanden und getragen werden – und extern überzeugen.

Die Perspektive entscheidet

Was mich von klassischen Beratern unterscheidet, ist mein Blickwinkel. Ich habe Unternehmen nicht nur analysiert – ich habe sie auch geführt, mitfinanziert, begleitet und restrukturiert. Als Executive, Beirat und Beteiligungsverantwortlicher kenne ich die realen Spannungsfelder zwischen Stakeholderinteressen, operativen Engpässen und Kapitalmarktlogik.

Diese Mehrperspektivität ist entscheidend – gerade in der Krise. Denn wer nur den Blick der Bank einnimmt, verpasst oft die operative Realität. Wer nur den Blick des Managements teilt, unterschätzt die Kreditlogik. Wer nur die Eigentümerinteressen sieht, blendet oft die Durchsetzbarkeit aus.

Ich bringe alle Seiten an einen Tisch – mit klarem Blick auf das Machbare. Denn Sanierung ist kein Gutachtenprozess, sondern ein Führungsakt.

Fallbeispiel (anonymisiert): Ein Unternehmen mit zwei Gesichtern

Ein mittelständischer Zulieferer in Süddeutschland – 180 Mitarbeiter, traditionsreich, aber stark abhängig von zwei Großkunden. Der Umsatz ist eingebrochen, ein strategischer Zukauf belastet die Bilanz, die Liquidität ist kritisch. Die Banken wollen ein Sanierungskonzept – schnell, bankentauglich, belastbar.

Ein klassisches IDW S6-Gutachten war beauftragt – erstellt von einer renommierten WP-Gesellschaft. Formal perfekt, inhaltlich solide. Aber das Management sah sich nicht abgeholt. Maßnahmen wirkten wie aus der Luft gegriffen, das Führungsteam fühlte sich überrollt. Ergebnis: Misstrauen, Verwirrung, Stillstand.

Ich wurde nachträglich hinzugezogen, um das Konzept „führbar“ zu machen. Was ich gemacht habe:

  • Workshops mit Führungskräften, um die operativen Pain Points und Hebel zu identifizieren.
  • Anpassung der Maßnahmenplanung auf realistische Prioritäten und Ressourcen.
  • Kommunikationsstrategie für Banken, Mitarbeiter und Aufsichtsrat – abgestimmt und transparent.
  • Begleitung der Umsetzung über sechs Monate mit Reporting und Steuerungsrunden.

Ergebnis: Umsetzung auf breiter Basis, stabile Bankengespräche, Rückkehr in die Profitabilität nach 12 Monaten. Der ursprüngliche IDW S6 wurde nicht neu geschrieben – aber zum Leben erweckt.

Warum formale Standards nicht genügen

Der Fall zeigt deutlich: Die formale Erfüllung des IDW S6 schafft noch keine Sanierungswirkung. Ohne Führungsverantwortung, Umsetzungsfähigkeit und tragfähige Kommunikation bleibt ein Konzept Theorie.

Besonders gefährlich wird es, wenn Gutachten als „juristische Absicherung“ verstanden werden – statt als Führungsinstrument. Dann besteht das Risiko, dass zwar alle Anforderungen erfüllt sind, aber niemand wirklich handelt. Sanierung wird dann zur Fassadenpflege.

Fazit: Verantwortung schlägt Formalismus

Ein IDW S6 ist kein Selbstzweck. Er ist ein Werkzeug – und wie jedes Werkzeug entfaltet er seine Wirkung erst dann, wenn er richtig eingesetzt wird. In kritischen Situationen braucht es nicht nur Struktur, sondern Substanz. Nicht nur einen Bericht, sondern Verantwortung.

Ich helfe Unternehmern, Investoren und Führungsteams, genau diese Verantwortung zu übernehmen. Indem ich Konzepte entwickle, die realistisch, führbar und kommunizierbar sind – und nicht nur auf dem Papier funktionieren, sondern im Unternehmen.

Wenn Sie vor der Frage stehen, ob Ihr Unternehmen sanierungsfähig ist – oder nur noch formal am Leben: Ein gutes Konzept macht den Unterschied. Und ein klarer Blick auf das Machbare.


Sie brauchen ein tragfähiges, bankentaugliches Konzept?
Ich unterstütze Unternehmen, Investoren und Beteiligte dabei, Komplexität zu strukturieren – und Verantwortung zu übernehmen.

Wenn Sie mehr über mich erfahren wollen: www.vonbismarck-x.com